Angstpropaganda statt Risiko­kommunikation

„Danke für alles“ – Ein Wortbeitrag von Dr. Mona Aranea, Kundgebung am 06. April 2022 in Köln

Angstkommunikation

In einer Situation, in der die Gesellschaft neuen Risiken ausgesetzt ist, wäre es Aufgabe einer Regierung, eine realistische Einschätzung des Risikos zu vermitteln, und den Bürgern mittels Handlungs­anweisungen zu helfen, das individuelle Risiko zu minimieren. Doch statt einer solchen Risiko­kommunikation hat die Politik in der Krise systematisch auf Angst-Kommunikation gesetzt. Seit zwei Jahren ist die Kommunikation der Politik mit uns Bürgern geprägt von Misstrauen, Desinformation und Angstmache. Wir wurden tor­pediert mit Aufforderungen, andere Menschen zu meiden, ja, man hat uns sogar auf­gefordert, das Haus nicht zu verlassen.

Die Angstkommunikation der Politik ist kein Versehen sondern wurde systematisch und geplant durch­geführt. Bereits im Sommer 2020 wurde ein Strategiepaper des Bundesinnenministeriums „Wie wir Covid-19 unter Kontrolle bekommen“ geleakt(1). Das Strategiepapier, geschrieben im März 2020 von Wissenschaftlern namhafter Institute, und teil­weise basierend auf Modellrechnungen des RKI(2), formuliert ein alarmierendes Worst-Case-Szenario. Das Papier, auch genannt BMI-Panikpapier gibt der Politik die Empfehlung, Menschen durch die Aktivierung von Urängsten für weit­reichende Freiheit­einschränkungen gefügig zu machen. Ein besonderes Augenmerk legt das Papier darauf, Angst unter sowie vor Kindern zu schüren. Das BMI schreibt wörtlich:

„Kinder werden sich leicht anstecken, selbst bei Ausgangsbeschränkungen, z.B. bei den Nachbarskindern. Wenn sie dann ihre Eltern anstecken, und einer davon qual­voll zu Hause stirbt und sie das Gefühl haben, Schuld daran zu sein, weil sie z.B. vergessen haben, sich nach dem Spielen die Hände zu waschen, ist es das Schrecklichste, was ein Kind je erleben kann.“ (BMI 2020, S. 13)

Hinter solchen Empfehlungen, die systematisch Angst schüren sollen, steht ein verhaltens­­psychologisches Menschenbild: Der Mensch als reines Bündel von Emotionen, die man manipuliert, damit der Mensch so funktioniert, wie es Regierung und deren „Experten“ für richtig halten. Unser Innenministerium verab­schiedet sich damit vom anthropo­logischen Menschenbild der Aufklärung, nach welchem jeder Mensch zu mündigem, selbst­­bestimmtem Handeln und Entscheiden fähig ist. Wir sind also seit zwei Jahren einer systematischen, geplanten Angstkommunikation ausgesetzt, die in einer frei­heitlichen, modernen Gesellschaft wie der unseren nichts zu suchen hat.

Das BMI-Panikpapier hat vielen von uns, auch mir, die Augen dafür geöffnet dass das BMI, das für die öffentliche Sicherheit zuständige Ministerium, den auf­geklärten, mündigen Bürger ebenso ablehnt wie sein Recht, über den eigenen Körper zu entscheiden. Wer sich die Prognosen und Schlussfolgerungen des Papiers ansieht kann nicht anders als zu dem Schluss kommen, dass die Politik uns alle für ziemlich blöde hält. Das ist eine wichtige Erkenntnis, für die ich mich von Herzen bedanken möchte. DANKE, liebes Bundesinnenministerium!

Ich möchte auch herz­lich DANKE sagen an die Autoren des Panikpapiers. Ihre Namen sind dank eines Gerichtsurteils öffentlich – eine aufmerksame Bürgerin hat die Veröffentlichung der Namen mit Verweis auf das Informations­freiheits-Gesetz eingeklagt.(3) Die Autoren arbeiten für verschieden Forschungsinstitute im In- und Ausland: das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, die Universität Kassel, die Universität Lausanne, die University of Nottingham China, und das Institut der deutschen Wirtschaft Köln(4). Für keinen dieser Herren, die am BMI-Panikpapier mitgeschrieben haben, hatte ihre Mitwirkung an der bundes­deutschen Angstkommunikation Konsequenzen.

Der beruflichen Stellung und dem gesellschaftlichen Ansehen der Herren hat die politische Instrumentalisierung ihrer wissenschaftlichen Stellung nicht geschadet. Doch hege ich keinen Groll gegen die Autoren, sondern bin ihnen im Gegenteil dankbar. Denn sie haben den Bogen der pseudo-wissenschaftlichen Angstkommunikation so maßlos überspannt, dass selbst ich erkennen konnte, dass unsere wissenschaftlichen und politischen Eliten nicht mit Sinn und Verstand regieren:  Angst und Schrecken bestimmen ihr Denken. Danke!

Die Autoren des Panikpapiers haben meine Kinder zu asympto­matischen kleinen Superspreadern erklärt, sie also praktisch mit den Ratten während der Pest gleich­gesetzt (und das lange vor Jan Böhmermann), ihnen die Verantwortung für eine willkürlich über nichtssagende Inzidenzwerte definierte Volksgesundheit auf­gebürdet, und sie von Bildung, sozialen Kontakten, und sogar von aus­reichend Sauerstoff abgeschnitten – und das ohne jede wissen­­schaftliche Evidenz für den Nutzen dieser Maßnahmen.

Liebe Wissenschaftler, DANKE, dass ihr mir die Augen geöffnet habt für die schmerz­hafte Realität wissen­schaftlichen Arbeitens im besten Deutschland aller Zeiten. Liebe Herren Kollegen, DANKE – es reicht! Ich verzichte auf eure fiktionalen Analysen, eure alarmistischen Prognosen, und eure menschenfeindlichen Politikempfehlungen. Es gibt inzwischen eine Reihe (nicht-deutscher) Studien die zeigen, dass Lock-downs wenig Einfluss aufs Infektions-Geschehen haben, dafür aber großen gesellschaft­lichen Schaden anrichten(5). Wir Bürgerinnen und Bürger benutzen ab jetzt lieber unseren eigenen Verstand, um Schlimmeres zu verhindern. Ihr müsst uns das Denken nicht mehr abnehmen. Danke – Nein.

Denn wir sind, und genau da irrt euer verhaltens­­psychologisches Menschenbild, alle selbst des Denkens und des Handelns mächtig. Und wir sind übrigens auch des gemeinsamen Handelns mächtig. Wir sind viele, wir kommen nun mit­­einander ins Gespräch, und wir merken, wir sind uns einig. DANKE, dass Ihr, liebe Wissenschafts-Kollegen, mir die Augen geöffnet habt, für die viel­fältige Kompetenz und die kollektive Kraft, die außerhalb elitärer Wissenschafts-Kreise existiert, in der aufgeklärten, mündigen, wachen Zivilgesellschaft hier im Rheinland.

Wir sind viele, und wir organisieren uns friedlich, freundlich, gut gelaunt und gut informiert. DANKE, dass Ihr uns so klar vor Augen geführt habt, dass die Freiheit von jeder Generation neu erkämpft und verteidigt werden muss. DANKE, dass Ihr uns zusammen­­geführt habt.

Diese Zahnpasta geht nicht mehr zurück in die Tube. Wir sind viele, und wir gehen spazieren.

 


Quellen

(1) BMI (2020)  “Wie wir Covid-19 unter Kontrolle bekommen” (Link zum BMI oder als PDF mit Lesezeichen). Siehe auch Presseartikel auf Welt.de

(2) RKI (2020) Modellierung von Beispielszenarien der SARS-CoV-2-Epidemie 2020 in Deutschland (20.3.2020)  (Link)

(3) Brief des Innenministeriums vom 09. Juni 2020 an Dr. Maroin Rosenke.

(4) Besonders bemerkenswert ist die Autorenschaft von Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor des IW Köln. Herr Hüther ist neben diversen wissenschaftlichen Tätigkeiten Aufsichtsratsmitglied der Allianz Global Investors Kapitalanlagegesellschaft, sowie Vorstand der Atlantik-Brücke.

(5) Bsp. Bendavid, E., Oh, C., Bhattacharya, J., & Ioannidis, J. P. (2021). Assessing mandatory stay‐at‐home and business closure effects on the spread of COVID‐19. European journal of clinical investigation, 51(4), Online First. (Link)